Eine Rede gestalten


In Gemeinschaftskundeklausuren (und auch im schriftlichen Abitur) ist der Operator "gestalte" ein wichtiger Operator des dritten Anforderungsbereichs. Im Regelfall wird entweder ein Streitgespräch (hier geht es zum Streitgespräch) verlangt oder eine politische Rede. Eine (politische) Rede ist eigentlich eine mündliche Darlegung von Gedanken / des eigenen Standpunktes zu einem Thema. Reden richten sich an ein bestimmtes Publikum und sie haben einen Anlass und einen Zweck.

In Gemeinschaftskunde werden Reden in Klausuren logischerweise schriftlich verlangt. Die Prinzipien einer guten Rede bleiben aber (im Großen und Ganzen) die Gleichen. An ein paar Stellen müssen wir allerdings - weil Prüfungsaufgabe - eher einige der Ratschläge für einen schlechten Redner von Tucholsky (siehe unten) verwenden)...



Vorüberlegungen

Bevor eine Rede geschrieben wird, muss man sich über drei Fragen im Klaren sein:

  1. Wer sind meine Zuhörer? (Adressatenbezogenheit)
  2. Was will ich mit meiner Rede erreichen? (inhaltlichen Ziel)
  3. Wie muss ich die Rede gestalten, um möglichst überzeugend zu sein? (rhetorische Ausarbeitung)

Adressatenbezogenheit

Da sich eine Rede an ein spezielles Publikum richtet, muss sie auch "adressatenbezogen sein".

Das bedeutet, dass sowohl durch die (An-)Sprache, als auch durch die Struktur der Rede das Zielpublikum angesprochen werden muss. Eine Rede vor einem jugendlichen Publikum muss sich einer anderen Sprache bedienen, als dies eine Rede vor jungen Erwachsenen oder Erwachsenen tut.

Außerdem muss beachtet werden, dass der Redner authentisch redet.

Das wiederum bedeutet, dass ein Professor im Generellen eine andere Sprache benutzt, als dies ein 13-jähriger Schüler tut.

 

Beispiel:

Die Leitfrage des Zukunftsforum Demokratie lautet: „Wie sollen wir in Deutschland politische Entscheidungen treffen?“


Sie sind als Experte eingeladen, um eine Rede vor interessierten jungen Erwachsenen zu halten.

 

Gestalten Sie zur Beantwortung dieser Frage eine Rede.

 

Lösungshinweise:

In diesem Fall muss man darauf achten, dass die Rede eine Sprache benutzt, die einem Experten (also z.B. ein Wissenschaftler) angemessen ist und die sich an junge Erwachsene (!) richtet. Formulierungen wie "voll krass", "geht ab" etc. wären in diesem Fall also unangemessen.



Inhaltliche Ziele

Ähnlich wie in einem Kommentar, muss man bei einer Rede zunächst einmal die entscheidenden Argumente, Beispiele und Belege (Belege und Beispiele müssen den Argumenten zugeordnet werden!) sammeln.

Dann sollte man sich entscheiden, welche Meinung man vertritt.

Es lohnt sich dann, die Argumente bzw. Punkte der Rede zu gewichten und sich zu überlegen, welche Argumente bzw. Gegenargumente zueinander passen.

 

Beispiel:

Die Leitfrage des Zukunftsforum Demokratie lautet: „Wie sollen wir in Deutschland politische Entscheidungen treffen?“


Sie sind als Experte eingeladen, um eine Rede vor interessierten jungen Erwachsenen zu halten.

 

Gestalten Sie zur Beantwortung dieser Frage eine Rede.

 

Lösungshinweise:

Es geht in dem Beispiel also um die Zukunft der Demokratie und genauer um die Zukunft von Entscheidungsmechanismen in der Demokratie. Inhaltlich bietet sich also z.B. eine Diskussion von Punkten wie elektronische Stimmabgabe, liquid democracy an, aber auch eine Veränderung des Wahlsystems oder eine Erhöhung der 5%-Hürde wären mögliche Maßnahmen. Je nach Stoßrichtung der Rede (und auch je nach Zeiteinteilung in einer Klausur!!!) muss man sich hier eventuell entscheiden.



Ausgestaltung der rede

Nun geht es um die Ausgestaltung der Rede. Dabei ist es wichtig, sich zunächst in das Publikum hineinzuversetzen. Welche Aspekte kennen die Zuhörer bereits? Welche Reihenfolge der Punkte ist am verständlichsten? etc.

 

Dann muss man sich über die Struktur der Rede klar werden. Grundsätzlich gibt es drei Teile mit unterschiedlichen Aufgaben:

  1. Einleitung: Begrüßung, Vorstellung (falls notwendig), Thema und Grund der Rede, irgendwas, was das Interesse des Publikum weckt.
  2. Hauptteil: Eventueller Rückblick (falls notwendig), Schilderung IST-Zustand, Was soll erreicht werden?, Argumente, Erklärungen und Beispiele bzw. Belege.
  3. Schluss: Zusammenfassung, Blick in die Zukunft, Dank an das Publikum und Verabschiedung.

Schließlich müssen die richtigen rhetorischen Mittel gewählt werden, um möglichst überzeugend zu sein. Rhetorische Strategien findet ihr unter "Rede analysieren" und rhetorische Mittel in den dort aufgeführten Links.