Ausgestaltung des Sozialstaats


Der zweite Bereich des Themas Gesellschaft beschäftigt sich mit der allgemeinen und konkreten Ausgestaltung des deutschen Sozialstaats und dessen Weiterentwicklung.

 

Dabei gibt der Bildungsplan sechs Subbereiche vor:

  1. Aufgaben des Sozialstaats erläutern
  2. die Ausgestaltung des Sozialstaats nach dem Versicherungs-, Fürsorge- und Versorgungsprinzip charakterisieren
  3. das im Grundgesetz verankerte Spannungsverhältnis von individueller Freiheit und Sozialstaatsgebot erklären
  4. Modelle des Wohlfahrtsstaats nach Esping-Andersen vergleichen
  5. neue soziale Risiken als Herausforderungen für den Sozialstaat erläutern.
  6. eine sozialstaatliche Reformmaßnahme bewerten

Die dabei verwendeten Operatoren sind bis auf den letzten aus dem Anforderungsbereich II. Es geht also um eine Reorganisations- und Transferleistung. Bei Subbereich 6 geht es in den Anforderungsbereich III. Genaueres dazu findet ihr, wenn ihr auf die Buttons klickt, über die ihr zu den Subbereichen kommt.

 

Hier auf der Übersichtsseite (unter den Buttons) beschäftigen wir uns aber zunächst einmal mit dem theoretischen Unterbau des Sozialstaats an sich. Deswegen ziehen wir den Subbereich 4 vor. Die Modelle gehören nämlich eigentlich an den Anfang, bevor wir in den speziellen DEUTSCHEN Sozial- (oder Wohlfahrts-)staat einsteigen.


Modelle des Wohlfahrtsstaats - Theoretische Grundlage


Die drei Wohlfahrtsstaaten-Typen im Vergleich

So, nachdem ihr nun einen schnellen Überblick bekommen habt, gehen wir mal etwas in die Tiefe des Vergleichs. Oder zumindest werde ich euch zeigen, auf was es bei dem Vergleich der drei Typen ankommt.

 

Moment. Bevor wir damit starten.... heißt es jetzt Sozialstaat oder Wohlfahrtsstaat?

 

Naja. Im Allgemeinen verwenden wir diese Begriffe synonym, auch, wenn es kleine Unterschiede zwischen den beiden Begriffen gibt. Das wäre aber nun eine Unterscheidung auf Uni-Niveau und ginge über das Schulniveau weit hinaus. Aber wenn wir gerade dabei sind, müssen wir kurz erklären, was ein Sozialstaat überhaupt ist!

 

Generell wird mit "Sozialstaat [...] die Gesamtheit staatlicher Einrichtungen, Steuerungsmaßnahmen und Normen innerhalb eines demokratischen Systems, mittels derer Lebensrisiken und soziale Folgewirkungen einer kapitalistisch-marktwirtschaftlichen Ökonomie aktiv innerhalb dieser selbst politisch bearbeitet werden"(1) bezeichnet. Es geht also um den Ausgleich der negativen Aspekte der realen kapitalistischen Marktwirtschaft und um die Abfederung der Lebensrisiken.

 

Ok. Und diese Abfederung gehen die drei Modelle unterschiedlich an?

 

Richtig. Und um das nun zu vergleichen, gibt uns der Bildungsplan folgende Bereiche vor: Dekommodifizierung, Bedeutung von Familie, Markt und Staat, sozialpolitische Hauptanliegen.

 

Ähm... Dekommof..was?

 

Dekommodifizierung. Das ist der "Grad, inwieweit Menschen unabhängig von ihrer Marktposition Zugang zu Sozialleistungen haben. Im Konzept der D. wird der Wohlfahrtsstaat als eigenständige Verteilungsinstitution aufgefasst. Komplementär zum Markt hat dieser einen Einfluss auf die Verteilung von Ressourcen und Lebenschancen innerhalb einer Gesellschaft" (2).Oder einfacher gesagt: Es ist der Schutz gegen Marktkräfte und Einkommensausfälle.

 

Also genau diese oben genannte Abfederung.

 

Ja. Und diese ist in den unterschiedlichen Typen unterschiedlich ausgeprägt. Beim liberalen Typ geht es vor allem um Eigenvorsorge und der Staat ist da raus, beim konservativen haben wir bereits eine ziemlich ordentliche Absicherung und beim sozial-demokratischen ist die Absicherung sehr hoch.

 

Dann möchte man am liebsten in einem sozial-demokratischen Sozialstaat leben, oder?

 

Das Ganze hat einen kleinen Haken. Um diese hohe Absicherung finanzieren zu können, ist auch die Umverteilung (also die Steuerlast für Gutverdienende) und die Eingriffe des Staates in den Markt sehr hoch. Und da sind wir dann im alten Kampf der Leistungsgerechtigkeit gegen die Bedarfsgerechtigkeit und des Marktes gegen den Staat...

Wozu braucht es dabei aber die Familie? Das hat doch mit dem Staat nichts zu tun, oder?

 

Doch. Im konservativen Sozialstaat ist die Familie zum Beispiel die erste Stufe der sozialen Absicherung. Vereinfacht gesprochen geht man davon aus, dass diese Absicherung erst dann vom Staat übernommen werden muss, wenn die Familie dies nicht mehr kann (Subsidiaritätsprinzip). Der sozialdemokratische Sozialstaat wiederum sieht den Staat von vorne herein im Zentrum der Absicherung.

 

Und was sind dann die Hauptanliegen der drei Sozialstaatstypen?

 

Alle drei Typen möchten Armut vermeiden. Allerdings auf unterschiedlichem Niveau. Der liberale Typ sieht sich lediglich als Ausgleich für die krassesten Fehlentwicklungen des Marktes und sorgt deswegen nur für einen Minimalsicherung. Der konservative Typ hat sich das Ziel gesteckt, einen Lebensstandard zu ermöglichen, der (so gibt es z.B. unser Grundgesetz vor) die Würde des Menschen sichert. Der sozialdemokratische Typ geht da noch einen Schritt weiter und möchte auf dem höchstmöglichen Niveau eine Gleichheit aller Menschen schaffen.

 

So viel als Zusammenfassung. Genaueres erfahrt ihr im Unterricht eures Vertrauens.

 

(Zitate aus: (1): http://www.asw.fh-dortmund.de/hessler/He%C3%9FlerMarktStaatFamilie.pdf

(2): https://www.bpb.de/politik/grundfragen/deutsche-verhaeltnisse-eine-sozialkunde/138404/glossar?p=24)


achso... da war noch was.

Glossar

Wenn man weiß, über was man redet, fällt es einfacher, inhaltlich gute Beiträge zu liefern. Die Definitionen des Glossars sind von der Seite der BpB genommen (LINK)

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