Bei diesem Punkt des Bildungsplanes geht es um die spannende Frage, wer sich wie in der Demokratie beteiligt und welche Auswirkungen das hat. Das ist außerdem ein Querschnittsthema, bei dem ihr gut daran tätet, euch nochmal den Bereich "Gesellschaft" bei "weitere Themenfelder LK" anzuschauen.
Warum? Was hat Sozialpolitik mit politischer Beteiligung zu tun?
Auf den ersten Blick nicht viel, auf den zweiten aber eine ganze Menge. Bei Sozialpolitik geht es um das Thema "Teilhabe" und "Chancengerechtigkeit"....
Ahhhh und das lässt sich auf politische Teilhabe und Chancengerechtigkeit im politischen System übertragen.
Exakt. Außerdem schreiben die Bildungsplanmacher explizit, dass ihr "den Zusammenhang von sozialem Status (Milieuzugehörigkeit, Bildung) und Partizipation der Bürger erklären sowie die Folgen für die Demokratie bewerten" können sollt. Dazu müsst ihr aber über soziale Milieus und über Bildung in Deutschland Bescheid wissen.... Also nehmt euch ein paar Minuten und klickt euch durch diese Themen nochmal durch.
Ok, haben wir.
Lügner. So schnell seid ihr nicht.
Doch... ach, können Sie uns nicht das Wichtigste nochmal zusammenfassen? Bittteeeeeee?
Ihr seid faul, aber zumindest sagt ihr bitte. Also gut. Bei den sozialen Milieus geht es darum, dass die Bevölkerung nicht mehr nur in Schichten eingeteilt wird - also Ober-, Mittel- und Unterschicht (oder bei Geißler dann 13 unterschiedliche Schichten) - sondern zusätzlich noch zwischen "Weltanschauungen" unterschieden wird. Denn Menschen, die sich vom Einkommen/Vermögen her in der gleichen Schicht befinden, können ganz unterschiedlich leben. Die gängigste Milieu-Aufgliederung (vom Sinus-Institut) differenziert zwischen zehn Milieus.
Waaas? Und wir sollen jetzt für alle zehn Milieus unterscheiden, wie die sich politisch beteiligen? Das ist doch verrückt...
Ein wenig. Deswegen machen wir das auch nicht. Denn ich kann mir nicht vorstellen, dass das in irgendeinem Erwartungshorizont des Abiturs nachher so drinsteht. Denn eigentlich wollen die Bildungsplanmacher auf was anderes raus..
Und was soll das sein?
Nun... wie wär's, wenn wir uns einfach mal ein paar Statistiken anschauen, hm?
(Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis); Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB); Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB): Sozialbericht 2024; Ein Datenreport für Deutschland, Bonn 2024, S. 346)
Wie man eine Statistik analysiert, wisst ihr ja.... also lasst mal hören.
Also... in der Statistik "Abb 1 Politisches In...."
Nein, stopp. Dafür hab ich keinen Nerv. Springt gleich zu der Darstellung der Ergebnisse.
Ährm ok. Also in Westdeutschland ist das politische Interesse ein wenig höher als in Ostdeutschland. Bei Menschen mit Abitur ist es deutlich... Moment... "signifikant" HA! über dem Durchschnitt. Und bei den Menschen zwischen 18 und 29 ist es zwar in den letzten Jahren gestiegen, aber immer noch unter dem Durchschnitt. Wenn auch mehr in Ostdeutschland als in Westdeutschland. Insgesamt hat weniger als die Hälfte ein großes Interesse an Politik, wobei bei Menschen mit Abitur mehr als die Hälfte Interesse haben.
Ja, das ist's im Großen und Ganzen. Der zeitliche Verlauf ist da im Moment nicht relevant (trotzdem aber interessant.) Also, was kann man hinsichtlich der Milieus sagen?
Hmmm je höher der Schulabschluss, desto höher das politische Interesse?
So sieht's aus. Aus dem gleichen Datenreport ist folgende Statistik:
Und? Was sagt ihr nun?
Bei der ersten Abbildung ist zu sehen, dass es nicht nur um Schulabschlüsse geht, sondern, dass Menschen mit Hochschulabschluss deutlich mehr politische Beteiligung zeigen. Und zwar bei allen angegebenen Varianten. Die zweite Abbildung zeigt, dass in Westdeutschland ein wenig mehr Beteiligung ist als im Osten und bei der dritten sieht man, dass insgesamt jüngere Menschen aktiver sind.
Dabei sind die doch weniger interessiert, wie die erste Statistik zeigte...
Hmmm... aber diejenigen, die interessiert sind, sind aktiver?
Ja, das kann man so schlussfolgern. Auch, wenn die Autoren selbst von wenig Diskrepanz zwischen Jüngeren und Älteren sprechen. Einem Politiker schreiben ist aber meiner Meinung nach deutlich weniger "aktiv", als auf eine Demonstration zu gehen, oder Unterschriften zu sammeln.
Aber das sind ja alles noch keine Milieus, oder?
Nun ja, doch. Die Bildungsplanmacher wollen recht sicher auch auf Dinge wie "bildungsnahes Milieu" etc. hinaus. Gleichzeitig bedeutet eine gute Bildung im Regelfall auch ein gutes Einkommen. Das bedeutet, ihr habt in der "Milieu-Wolke" die oberen Milieus abgedeckt. Klar ist auch, dass traditionellere Milieus eher wählen gehen, denn...
...Denn was? Ach, das war ne Frage? Eh, weil wählen eine traditionelle Norm in der deutschen Gesellschaft ist?
Genau. Dass die Hedonisten nicht so viel wählen gehen, ist eigentlich auch logisch. Bleibt noch eine große Bevölkeurngsgruppe, die eigentlich eine Extra-Milieu-Einteilung hat, nämlich...
...Können Sie bitte mit diesen blöden Fragen-nicht-Fragen aufhören? Wenn wir lesen, hören wir ja nicht, ob das ne Frage ist, wenn kein Fragezeichen am Schluss kommt.
Ok, von mir aus: ?
Haha. Nicht witzig. Aber Sie meinen sicherlich Menschen mit Migrationshintergrund.
Genau. Denn in allen soziologischen Untersuchungen stellt sich heraus, dass Menschen mit Migrationshintergrund im Durchschnitt weniger häufig wählen, bzw. sich politisch beteiligen.
Hmmm und warum?
Dazu gibt dieses Interview auf der Seite der Friedrich-Ebert-Stiftung einen hervorragenden Überblick. So, und damit seid ihr eigentlich ganz gut für diesen Bildungsplanpunkt aufgestellt.
Halt, halt, halt. Wir sollen das ja auch noch bewerten!
Stimmt. Aber ihr habt das schon richtig formuliert: IHR sollt das bewerten.... nicht ich.